
Es regnet. Die Stadt ist still vom Großstadtlärm. Gleich werden die Clubs ihre Tore öffnen. Gleich werden Hunderte von partyfreudigen sich der Anonymität der Nacht hingeben und sich zu groovigen Beats gnadenlos zutrönen. Man geht zusammen weg und ist irgendwie doch alleine. Zusammen im Bad des Alkohols. Die Kleidung klebt auf der Haut. Die bEATS werden eindringlicher. Der Körper hat Mühe dem unermüdlichen, sich langsam steigernden Musiksound standzuhalten. Aber es muss weiter gehen. Getrieben von der Musik. Getrieben vom Alltag. Vergessen. Spass und Vergessen geben sich in den Clubs die Hand. Schattige Orte voll wohliger, bekannter Anonymität. Jeder nippt an einem Glas. Verschlingt die Bierflasche. Proleten neben Schicksen, Diven neben Muskelklötzen. All das erträgt man im stroboskobischen Lichteffekt. Erhascht nur Blicke des Anderen, - aber nicht die Augen. Man spricht im Small-Talk, spricht von wahrer Liebe und der Schönheit des anderen. Erotik regiert die Tanzfläsche. Im Nebel. Der Körper des einen saugt den anderen aus ohne sich wahrhaft zu berühren. Ein bloßes See U im Nebel und ein gehauchter, abgestandener Zigarettenrauchkuss und schon steht man wieder in der abgestandenen Luft des Alltags. Die Stelle an der man einst noch wie im Tigerkäfig bestaunt wurde, wird nun von einer anderen Löwin besetzt, die auf ihren Begatter wartet. Vielleicht auf den Gleichen. Was bleibt:Der neutrale Nachgeschmack des Einen oder Anderen. Weniger Geld im Geldbeutel. Die Gewissheit, dass man dort war. Die Fassade fällt. Der Clubmief holt uns ein. Am Tag auf der Suche nach etwas, - gestresst. Am Abend wieder in den Club um den eigenen kaschierten, üblen Geruch mit dem Geruch der Anderen zu übertünschen. Im Club regiert der Nebel, da regiert der Schein - der Geruch des Einen ist der Geruch des Anderen. Anonym. Draußen bei Tageslicht ist alles ganz anders. Einsam.
Yours - 8. Mai, 21:24
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